Checkliste eigene Konflikte

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Checkliste eigene Konflikte

Schwierige Inhalte vermitteln, das ist das Thema dieses Posts. Wie kannst du es schaffen, ohne große Aufregung dein Problem, dein Anliegen, deinen Plan anderen zu vermitteln? Hier kommt die 8 – Punkte Checkliste, mit der du Bedingungen schaffen kannst, damit dein Gespräch nicht eskaliert. Ist das interessant?

Es gibt sogar ein „Arbeitsblatt“ – Huuuuu – das klingt nach Schule. Ist es aber nicht. Mit diesem selbst ausgefüllten Spickzettel kannst du dich schriftlich auf dein Gespräch vorbereiten und euren Konflikt im Vorwege schon analysieren. Das hilft nacher ungemein.

„Wie sag ich’s …?“
Manchmal ist das Thema echt krass peinlich und es ist oberschwierig, sich zu überwinden. Hier einige Tipps, wie es gehen kann, es doch zu schaffen.

„Wie sag ich’s …“
Auch in der Schule hast du mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mal eine kritische Anmerkung, die du klären willst. Mit etwas Vorbereitung bekommst du deine Inhalte schmerzfrei zur anderen Seite übermittelt und erhöhst deine Chance, dass man dein Problem ernst nimmt und sich an der Lösung beteiligen wird. Das wär doch mal was!

Durch kommunikative „Werkzeuge“ – etwa Gewaltfreie Kommunikation oder Aktives Zuhören – lernst du neben der Fähigkeit, andere bei der Lösung ihrer Konflikte zu unterstützen, gleichermaßen auch Sicherheit und mehr Gelingen in der Lösung eigener Konflikte. In allen Situationen, in denen du das Bedürfnis verspürst, etwas ansprechen zu wollen, was dir nicht passt, was dich verletzt hat, oder aber wenn du etwas für dich selbst erreichen willst und dabei Unterstützung von anderen brauchst. In beiden Fällen hast also du selbst ein Anliegen und überlegst, wie du es „rüberbringen“ kannst.

Am häufigsten geht es schief, wenn du selbst nicht genau weißt, was du willst und keinem wirklichen Ziel folgst, wenn du um den Brei herumredest oder dich nicht vorbereitet hast. In allen Fällen könntest du selbst auch wütend werden, weil du sowohl die Geduld mit dir selbst, als auch mit dem anderen verlierst, weil dieser dich ums Verrecken nicht versteht. Gleichermaßen könnte dein Gesprächspartner die Geduld und Aufmerksamkeit an dir verlieren, und immer häufiger auf die Uhr sehen.

Nutze daher deinen Vorteil. Du weißt ja als erster, dass es ein Gespräch geben soll. Du kennst als erster das Thema und kannst dich selbst eingehend vorbereiten.

Nehmen wir an, du hast nur eine, höchstens zwei Minuten, dann kommt vielleicht der Bus, oder das Flugzeug und der andere weg – sprich, die Chance ist dahin, das Wichtige zu sagen, was du gern übermittelt hättest.

Aber eine bis zwei Minuten sind eine ganze Menge. Nachrichtensendungen transportieren 10 bis 15 Beiträge in 120 Sekunden. Das kannst du auch.

Hier kommt die Anleitung, die Checkliste:

(Du kannst dir hinter jedem Aufzählungspunkt deine eigenen Antworten und Wahrnehmungen zu deiner aktuellen Situation oder deinem Problem notieren.)

Erster Schritt ist eine Analyse der Entstehung des Konfliktes, an dem ich beteiligt bin:

  • Was genau ist passiert? Wie entstand die Störung?
  • Hat mein Konfliktpartner das vielleicht anders erlebt?
  • Wie genau sind meine Beobachtungen, was habe ich tatsächlich selbst erlebt und was nur von anderen gehört?
  • Wie sind meine vordringlichen Gefühle in der Situation gewesen? (Ärger, Wut, Verzweiflung, Ohnmacht, Frustration, Enttäuschung)
  • Welches sind meine verletzten oder bedrohten Interessen in diesem Konflikt?
  • Wie würden andere diesen Konflikt beschreiben? Was würde man mir wohl raten, wenn ich fragen würde?

Zweiter Schritt ist die Überlegung darüber, worum es genau geht.

  • Haben wir unterschiedliche Ziele?
  • Besteht Ärger wegen unterschiedlicher Herangehensweise?
  • Geht es um unterschiedliche Meinungen, Einstellungen?
  • Sind unterschiedliche Aufgaben / Rollen ursächlich für den Konflikt?
  • Geht es um Geld oder andere Ressourcen, von denen zu wenig da ist?

Dritter Schritt: Wie ist die Situation im Moment? Woran hakt es?

  • Wie ist der gemeinsame Wissensstand zum Thema? Streiten wir um falsche oder mangelnde Informationen?
  • Gibt es unterschiedliche Haltungen und Erwartungen?
  • Wird unterschiedlich interpretiert?
  • Gibt es unterschiedliche Wichtigkeiten / Zielvorstellungen?
  • Werden die Beziehungen unterschiedlich eingeschätzt?
  • Gibt es persönlichen Ärger / Unterschiede in den Einstellungen und Haltungen?

Vierter Schritt ist die Wunschbox

  • Was möchte ich haben, fühlen oder erleben, damit der Ärger für mich der Konflikt / die Störung stark gemindert oder sogar beseitigt ist.
  • Wie soll es meiner Meinung nach weiter gehen? Umgang miteinander, gemeinsam vereinbarte Veränderungen.

Der fünfte Schritt ist ein „Spickzettel“

Auf ihm notierst Du die wichtigsten Punkte, die du im Gespräch vermitteln möchtest. Vor dem Gespräch schau‘ vielleicht noch einmal drauf, dann wirf ihn weg.

Anhand der Gewaltfreien Kommunikation und der besonderen Trennung von Emotion und Sache, um die es geht, formulierst du die wichtigen Inhalte deiner Botschaft, die du in einem Rutsch mitteilst. Lass dich dabei nicht unterbrechen. Passiert es trotzdem, bitte darum, ausreden zu dürfen. Nur wenige werden dir das abschlagen wollen.

Rolf Schulz ein Kommunikationstrainer und Unternehmensberater schrieb einen Bestseller im Bereich Kommunikation und Konflikte. Mit seiner „Toolbox Konflikte“, gewann er mehrere Jahre in Folge bei der Stiftung Warentest. „Inhaltlich mit Abstand am besten und deshalb sehr empfehlenswert ist der Ratgeber von Rolf Schulz.“, schrieb man in abgewandelter Form jedes Jahr aufs Neue.

In seinem Buch fand ich neben vielem Anderen die folgende Checkliste für schwierige Gespräche und Konflikte, an denen man selbst beteiligt ist. Hier im Blog in leicht abgewandelter Form meine Checkliste, (feat. Dr. Rolf Schulz):

  1. Einleitung
  2. Eigene Schilderung der Wahrnehmung
  3. Beschreibung der eigenen Sichtweise
  4. Vermutung über die Sichtweise des anderen (wohlwollend formuliert, keine Wertungen, keine negativen Vermutungen)
    ——————————————————
  5. Den anderen um seine Meinung und Einschätzung der Lage befragen
  6. Gemeinsamkeiten markieren
  7. Wunsch, Bitte, Anliegen formulieren
  8. Zusammenfassen, Vereinbarung finden und formulieren

    Handschlag, Danke für das Gespräch oder Festlegen eines Folgetermins

Suchen wir uns jetzt für eine Beispielvorbereitung eines „Spickers“ mal ein Problem heraus, einen Konflikt in einer Wohngemeinschaft, vielleicht. Ähnliche Formen dieser Konflikte kommen auch in Partnerschaften und größeren Familien vor. Vergleichbares kann man auch erleben auf Klassenfahrten in Jugendherbergen, auch in Zeltlagern und bei Freizeitreisen in Gruppen. Im Kern geht es hier um einen universellen Plan, schwierige Gespräche zu führen, eben die Checkliste. Du kannst sie immer an deine aktuelle Situation anpassen. Es ist nur ein Beispiel.

In der Küche und im gemeinsamen Wohnzimmer sieht es nie gemütlich aus, sondern immer verwohnt und benutzt. Selten ist es ordentlich und einladend. Um es sich dort gemütlich machen zu können, ist vorher Aufräumen angesagt. Die gelesenen Zeitungen von Herbert, die Müslischüssel von Susanne, Barbara lässt gern die leeren Gläser und den Wein stehen. Damit ist nur das Wohnzimmer gemeint, in der Küche ist es noch schlimmer.

Karla entschließt sich, mit den anderen zu sprechen. Sie mag niemanden mehr einladen, es gefällt ihr nicht mehr, wie es in der Wohnung aussieht. Sie ist nicht bereit, die notwendigen Bemühungen der anderen zu übernehmen und aufzuräumen.

Sechs riesige Zimmer in perfekter Lage zu einem erschwinglichen Preis, weil man die Miete durch vier Leute teilen kann.

Die größte Hürde ist für Karla, Punkt eins bis vier ohne Unterbrechungen „durchzubringen“ und dann erst den / die anderen zu Wort kommen lassen. 

(Nimm dir die Zeit für die Vorbereitung, und dann im wichtigen Moment auch Zeit für die „Performance“. Die Königsdisziplin besteht darin, keine Bewertungen und Urteile zu äußern, die den, oder die anderen veranlassen würden, in die Defensive zu gehen, oder zum Gegenangriff zu blasen.)

Alle sitzen zusammen im Wohnzimmer, gemeinsam gelang es in Minuten, aufzuräumen und Platz zu schaffen, damit jeder es sich gemütlich machen konnte. Karla bat um das gemeinsame Gespräch und fängt an:

„Liebe Leute. Ich habe um dieses Gespräch gebeten, weil ich über eine Sache sprechen möchte, die mir in den vergangenen drei Monaten deutlich aufgefallen ist. Es ist mir zu unordentlich hier bei uns. Immer dann, wenn ich im Wohnzimmer sein möchte, oder es mir in der Küche gemütlich machen möchte, geht es nicht, ohne vorher Dinge zur Seite zu räumen, die jemand liegen gelassen hat. Wenn jemand von uns kochen möchte, muss er vorher immer abwaschen. Der Müll läuft über und niemand fühlt sich verantwortlich für unsere Gemeinschaftsräume.

Ich muss sagen, dass mich das in letzter Zeit immer öfter ärgert. Ich mag gern hier überall sein und liebe es, die Räumlichkeiten hier zu nutzen. Wir haben so unglaublich viel Platz in dieser riesigen Wohnung. Den würde ich viel häufiger nutzen wollen, wenn es ordentlicher wäre und ich nicht zuerst „Putzfrau“ spielen muss, um dann einen Film am großen Fernseher schauen zu können. Für mich wäre es unglaublich schöner, wenn es insgesamt sauberer bei uns wäre.

Mir ist vollkommen klar, dass niemand von Euch denkt: „Mir doch egal, soll sie eben aufräumen, wenn sie den Raum nutzen will.“, und dass niemand mit böser Absicht seine Sachen stehen und liegen lässt. Deshalb wünsche ich mir, dass wir heute eine Vereinbarung treffen können, um die Situation zu verbessern, wenn es Euch vielleicht sogar ähnlich geht.

Wie seht Ihr das?“

Die Zeit: 1:35 Minuten. Alles, was sie sagen wollte, alles was die anderen wissen sollten, hat Karla in gut eineinhalb Minuten formulieren können. Ohne Unterbrechung. Jeder im Raum hat einen klaren Vortrag erhalten, wie es ihr geht, und was sie für ein Problem hat. Deutlich hat sie gesagt, dass nichts mit böser Absicht passiert und in den Raum gestellt, dass es den anderen ähnlich gehen könnte. Zuletzt hat sie noch gefragt, wie es den anderen tatsächlich damit geht und die Diskussion eröffnet.

Das Besondere daran: Niemand fühlt sich unangenehm angemacht oder negativ gespiegelt. Es gab keinerlei Angriffe. Niemand muss sich verteidigen. Dennoch sind alle angesprochen und ihre Ideen gefordert.

Die perfekte Ausgangssituation, um die folgenden Punkte anzugehen.

  • Gemeinsamkeiten markieren

Alle die, denen es ähnlich geht, wie Karla, werden ihr zustimmen. Eine unabdingliche Gemeinsamkeit in Wohngemeinschaften ist beispielsweise die Verantwortung für die eigenen Dinge in Gemeinschaftsräumen. Kaum einer wird sich da entziehen können. Auch in Familiensystemen verhält es sich sehr ähnlich.

Es ist Mehrheitsbeschluss und daher besteht, demokratisch gesehen, keine Notwendigkeit, Zurückhaltende jetzt und hier zu bekehren.

  • Wunsch, Bitte, Anliegen formulieren

Karla wird sich schon Gedanken gemacht haben, wie sie es sich vorstellt und kann neben den Vorschlägen der anderen noch eigene Lösungsideen einbringen, über die dann in der Ausgestaltung diskutiert wird. (Etwa Wochenpläne mit zirkulierenden Zuständigkeiten für Küche, Wohnzimmer und Bad.)

  • Zusammenfassen, Vereinbarung finden und fixieren

Zuletzt wird eine Vereinbarung getroffen, die alle gemeinsam tragen, die Synergie aus allen Ideen und Vorschlägen. (Nicht, dass es am Ende heißt, Karla macht hier die Bestimmerin…)

  • Handschlag, Danke für das Gespräch oder Festlegen eines Folgetermins, wenn bei diesem Versuch noch keine gemeinsam tragbare Einigung erzielt werden konnte.

Diese „Matrize“ für Konflikte kannst du je nach wahrgenommenem eigenen Konflikt, mit wem und um was auch immer, anpassen, also die von dir in deinem aktuellen Konflikt wahrgenommenen Dinge, die du als Störung oder als ein Problem empfindest, einfach sinngemäß einsetzen. Es wird auf Dauer immer einfacher und geht schneller von der Hand, einen Punkt nach dem anderen vorzubereiten und später im gemeinsamen Gespräch frei vorzutragen. Nach einiger Übung wird es dir mit wachsender Sicherheit mehr und mehr gelingen, schnell „auf den Punkt“ zu kommen und in herausfordernden Situationen sehr entspannt und überlegt aufzutreten und ohne Wertungen und Verletzungen mit anderen zu sprechen.

Automatisch wirst du „Zeitfresser“, wie versteckte Anklagen, Vorhaltungen und Zuschreibungen von vornherein nicht einmal mehr denken. Du hast eher dein Ziel im Blick, statt Vergeltung im Sinn und konzentrierst dich auf eine gewaltfreie gemeinsame Lösung des Problems.

Rolf Schulz, „Toolbox Konflikte“, erschienen im Stark-Verlag 2015. Unbedingt zu empfehlen. Die Lektüre seines Buches hatte mich sehr zentriert und an vielen Stellen durch sehr treffende und knappe Zusammenfassungen beeindruckt. Hier sind alle Fakten um Konflikte sehr übersichtlich, klar kurz und deutlich dargestellt. Sehr informativ!

Hier kannst du das Arbeitsblatt herunterladen und es individuell angepasst auf deinen aktuellen Konflikt ausfüllen. So hast du schon mal einen guten Plan und nichts vergessen.

Arbeitsblatt Konflikt analysieren und Gespräch vorbereiten.