Die drei Popstars unserer Ängste

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Die drei Popstars unserer Ängste

Diese drei Angststrukturen halten uns davon ab, selbstbestimmt zu leben.

Ängste sind ja sehr vielschichtig. Man kann geradezu vor allem Angst haben. Wir reden nicht gern über unsere Ängste, dennoch sind sie enorm wichtig, beziehungsweise ist es ihre Wirkung. Es gibt zahlreiche Sammlungen von psychologischen Fachbegriffen, die die zugehörige Angst für Laien entschlüsseln. Agoraphobie zum Beispiel – Die Angst vor Gedränge, genauer gesagt davor, im Ernstfall nicht entkommen zu können. Sie wird gern verwechselt mit Klaustrophobie, der (Platz)angst vor großen Räumen oder Plätzen. Oder Höhenangst – Acrophobie. Oder Angst vor Spinnen – Arachnophobie …

In diesem Post geht es um drei so genannte Sozialphobien, die in uns allen sehr verbreitet wirken. Sie sind sehr populär und beeinflussen uns enorm im Umgang mit anderen Menschen.

1. Angst vor Ablehnung. Dahinter verbirgt sich Scham und Schüchternheit. Vordingliche Gedanken sind etwa: „Ich trau mich nicht …“, „Das schaffe ich nicht …“, „Ich will mich nicht vor anderen lächerlich machen, ich will nicht unangenehm auffallen.“
Im Hintergrund wirkt unser Bedürfnis nach sozialem Status, also eine Bedeutung in der eigenen Gruppe zu haben und natürlich auch die Stärkung Gleichgesinnter zu genießen. Um diese stärkenden Effekte nicht zu verlieren, sind wir immer bemüht, anderen zu gefallen und positives Feedback zu erhalten.

2. Angst vor Misserfolg. Hinter dieser Angst liegt der Perfektionismus. Fehler sind nicht erlaubt, alles muss perfekt sein, ehe man es anderen anbietet. Die Folge ist, dass Ziele nicht erreicht werden, weil sie nie perfekt genug sind. Viele Dinge werden von vornherein ausgeschlossen, weil sie aus der Sicht eines Perfektionisten nicht umsetzbar erscheinen. Die eigene Risikobereitschaft ist nur auf die wenigen Situationen beschränkt, in denen sich der Perfektionist sicher fühlt. Das bedeutet leider aber auch, dass sehr gute Ideen und Pläne in Schubladen oder sogar Papierkörben enden. Nur weil sie „noch nicht perfekt“ waren. Schade drum.
Jede Software wird dagegen halb fertig veröffentlicht, und dann gibt es Updates, die die gefundenen Fehler korrigieren. Das würde allen Ideen der Perfektionisten in den Schubladen ebenso zustehen. Was die nämlich nicht glauben wollen, ist, dass ihre „unperfekten“ Ideen meist schon weil oberhalb der Norm sind und die Welt auf sie wartet.

3. Angst vor Überanstrengung. Hier sitzt unser innerer Schweinehund und besetzt die Komfortzone. Faulheit, Bequemlichkeit, Ausreden finden, Anstrengungen doch lieber nicht anzugehen, Herausforderungen eben doch nicht anzunehmen. Das sind die Maxime der Angst vor Überanstrengung.

Aus guten Grund hat man früher nicht den Dorfältesten zum Jagen geschickt. Alle wären hungrig geblieben, weil er mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wieder käme.

Heute ist es aber eher unwahrscheinlich, dass hier im reichen Westen jemand durch Arbeit oder Anstrengung umfällt. Diese Angst ist vielleicht am leichtesten zu überwinden, weil sie mittlerweile sinnlos geworden ist. Nicht aber für die Couchpotatoes, die Unentschlossenen, die Bequemen, die Faulen. Die eigene Bequemlichkeit ist dann doch eine hohe Hürde für viele.

Gewöhnlicherweise ist unser Fokus auf ein Problem ausgerichtet, nicht aber auf dessen Lösung. Dadurch liegt unsere Aufmerksamkeit bei Dingen, die uns bremsen, die nicht funktionieren, was wiederum demoralisierende, hemmende Effekte hat.

Schnell greift die dritte beschriebene Angststruktur: Lieber nicht anfangen, was man nicht zum Ende zu bringen glaubt. Lieber ist das Problem größer, dann brauche ich es zum Glück gar nicht erst anzugehen. Die meisten warten dann lieber auf jemanden, der eine Lösung anbietet oder das Problem für die eher passive Gemeinschaft löst.

Akute Angst lässt sich leicht erkennen. Du kannst es auch starke Furcht nennen, dann klingt es nicht gleich wieder so klinisch. Wir atmen flach, der Körper fühlt sich starr an, unbeweglich, die Gedanken kreisen um die erkannte Bedrohung. Der Puls rast, wir erleben spürbares Zittern, flatterhafte Unruhe, die wir jedoch meist vor anderen zu verbergen versuchen.

Eine leichte Übung, um einen akuten Angst dominierten Zustand zu beenden:

  1. Zuerst Licht an, Fenster auf, Luft rein lassen. (Auf der Arbeit Pause erbitten und raus.)
  2. Aufstehen, Bewegen, gerade machen, Kopf hoch und sich durchschütteln. Wie ein Hund, der das Wasser aus seinem Fell schleudert. Vielleicht 30 Sekunden. Spring einfach mal ein wenig durch die Gegend. In schlechter Stimmung ist das gar nicht so einfach. Aber es wird dir gelingen. Es ist völlig egal, wie das aussieht in der Performance. Die ist jetzt absolut unwichtig. Auch egal ist, was andere denken, die dich zufällig so sehen.
    Durch Bewegung gerätst du aus der Stagnation, aus der Starre heraus und wirst selbst wieder aktiv. Auch dein Gehirn erkennt die Bewegung und wird wach und flexibel. Alles ist besser durchblutet und sauerstoffreich.
  3. Atmen. Besonders Ausatmen ist wichtig. Angst komprimiert Luft in der Lunge. Wir atmen mehr ein als aus. Dadurch entsteht in den Lungenflügeln unnötiger Überdruck. Gegenschritt ist die Umkehrung. Atme mehr und länger aus. Lass dir dabei mehr Zeit als beim Einatmen. Am besten, du schließt den Mund und atmest hörbar gegen den Druck der Lippen aus. Pffffff.
  4. Wenn du Entspannung fühlst, komm in die Handlung und tu dir was Gutes. Ein warmes Getränk, etwas entspannende Musik vielleicht, oder eine kleine Auszeit nehmen mit einem kleinen Spaziergang oder einer Entspannungsübung. Danach kannst du dir viel besser Gedanken darüber machen, wie du dein akutes Problem löst.
  5. Nimm Kontakt zu einer vertrauten Person auf oder – wenn es gerade nicht geht, weil es vielleicht gerade 4:16 Uhr ist, nimm dir Zettel und Stift und schreibe auf, was du deinem vertrauten Freund oder Freundin erzählen würdest. Dadurch hast du einen Kreislaufgedanken, der dich nicht schlafen lässt, ausgelagert. Er liegt jetzt quasi auf dem Tisch und geistert nicht mehr in dir herum. Gut ist, wenn du belastende Gedanken aufschreibst. Dann kannst du sie anfassen, zerknüllen, anzünden, weglegen oder archivieren. Du bekommst so viel mehr Optionen, als wenn die Gedanken nur in deinem Kopf herumwuseln.

Beobachte am Ende mal, welche dieser drei Angststrukturen besonders in dir wirkt. Ablehnung der anderen, Misserfolg mit dem, was du angehst oder Überforderungsgefühle auf allen Ebenen. Vielleicht entdeckst du deinen besonderen Mix?

Wenn du herausgefunden hast, im welchem Bereich es bei dir besondere Aufmerksamkeit zu geben scheint, könntest du dir überlegen, was du vielleicht dagegen unternimmst.

Wenn du keine Ideen hast, was du tun kannst, kannst du sicherlich in den anderen Beiträgen dieses Blogs auch viele Anregungen finden. Du kannst mir auch gern mal schreiben. Vielleicht habe ich ja einen für dich brauchbaren Vorschlag.

Hier hast du meine Mailadresse: martin@pfennigschmidt.net.